VR-Bank: Gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmensaufgabe

Erfolg nur in der Region und mit ihren Menschen | Demografischer Wandel als Herausforderung | Chancen für die Region durch neue Genossenschaften

17.01.2014

Westmünsterland. „Gesellschaftliche Verantwortung ist Teil unseres genetischen Codes als Genossenschaft. Sie gehört dazu, wir können gar nicht anders.“ Dies stellte Dr. Wolfgang Baecker, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Westmünsterland eG, bei der Jahrespressekonferenz in Velen heraus. Das, was bei manchen Unternehmen auch in der Finanzbranche unter dem Stichwort Corporate Social Responsibility aus betriebswirtschaftlichem Kalkül heraus gemacht würde, sei für Genossenschaftsbanken geschäftspolitische Selbstverständlichkeit.

Baecker: „Unser Geschäftsgebiet ist die Region, hier leben wir, hier wollen wir erfolgreich sein und die Lebensqualität im Westmünsterland erhalten, gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Kunden. Wenn uns das nicht gelingt, verlieren wir alle gemeinsam. Unsere Mitglieder entscheiden sich für uns als Genossenschaftsbank ja gerade deshalb, weil es ihnen oft um mehr geht als nur um reine Zahlen.“

Es sei daher nicht Imagepflege, wenn die VR-Bank Westmünsterland sich intensiv in den Netzwerken der Region engagiere, wenn sie sich für Bildung und Jugendförderung einsetze, wenn sie Genossenschaftsgründungen initiiere oder wenn sie Kulturveranstaltungen fördere. „All das dient demselben Zweck wie ein Kredit an unsere örtlichen Unternehmen: Wir wollen das Westmünsterland als lebenswerte und gesunde Region erhalten und stetig weiterentwickeln. Das ist der Anspruch unserer gut 46.000 Mitglieder, das wollen unsere 400 Mitarbeiter und dafür arbeiten auch wir im Vorstand. Wir leben schließlich hier.“

Dr. Wolfgang Baecker
Dr. Wolfgang Baecker

Handlungsbedarf für die Region

Mit Sorge sieht Baecker die demografische Entwicklung, die gerade in den kleineren Städten und Gemeinden in der Region drohe, in Strukturbrüche zu münden: „Es besteht Handlungsbedarf. Wir brauchen dringend neue Konzepte für den ländlichen Raum. Wenn alles nur beim Alten bleibt, werden die Veränderungen für die Region umso größer.“

Gerade die kleinen Gemeinden im Westmünsterland seien hier bedroht: „Da droht das weitere Wegbrechen von wichtigen Einkaufs- oder Dienstleistungsangeboten für den täglichen Bedarf. Das geschieht Stück für Stück, fast unmerklich.“

Zwar sei hier primär die Politik gefordert und es gebe auch gute Beispiele, vor allem in den größeren Städten in der Region. Aber die Wirtschaft dürfe sich hier auch nicht aus der Verantwortung stehlen. Gemeinsam seien Lösungsansätze zu prüfen. „Es ist kein Zufall, dass sich hier gerade genossenschaftliche Lösungen anbieten. Schließlich sind Genossenschaften durch Bürger gegründet worden, um Probleme gemeinsam zu lösen.“ Baecker verwies auf genossenschaftliche Dorfläden zur Sicherung der Nahversorgung. Aber auch Familiengenossenschaften zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Fort- und Weiterbildungsgenossenschaften für die Unternehmen seien denkbar.

Derartige Instrumente entsprechen dem Wunsch breiter Bevölkerungskreise nach mehr gesellschaftspolitischer Teilhabe. „All dies macht die genossenschaftliche gesellschaftliche Verantwortung aus: Eine unternehmerische Tätigkeit, die nicht die Gewinnmaximierung zum Ziel hat, sondern die Förderung der Mitglieder. Das gesellschaftliche Engagement, das nicht der Imagepflege dient, sondern vitale Interessen der Eigentümer der Genossenschaft, also in der Region lebende Bürger, abbildet. Und ein Organisationsprinzip, das Mündigkeit und Selbstverantwortung fördert“, fasste Baecker zusammen.