Coesfeld. Es war ein BANKLIVE-Abend der ganz anderen, der besonderen Art, als Jan-Josef Liefers im Coesfelder KonzertTheater sein Multitalent unter Beweis stellte. In der Rolle des zynischen Gerichtsmediziners Professor Boerne aus dem Münsteraner Tatort kennt ihn ein Millionenpublikum, als Gast der VR-Bank erlebten die 600 Besucher ganz andere Seiten des Sohnes einer Darstellerfamilie („Schon mein Opa war Schauspieler“). Mit seiner Band Radio Dario begeisterte der Sänger das Publikum und riss die Besucher von ihren Sitzen. Die Musiker wurden regelrecht gefeiert und mit stehenden Ovationen bedacht. Doch nicht nur durch den Rhythmus der Musik hatte Radio Doria die Menschen im Saal fasziniert, sondern ebenso aufgrund der feinfühligen, nachdenklichen und aussagekräftigen Texte aus dem aktuellen Album „Die freie Stimme der Schlaflosigkeit“.
Tatort-Schauspieler rockt Coesfeld
Multitalent Jan Josef Liefers zu Gast bei BANKLIVE
04.02.2015

Dass Jan Josef Liefers sich auch ins gesellschaftliche und politische Leben des Landes mit klarer Haltung einzumischen weiß, zeigte das Gespräch mit Moderatorin Juliane Hielscher. Er ging auf die Pegida-Demonstrationen in seiner Geburtsstadt Dresden ein, die gegen Ende des Krieges zwei große Luftangriffe durchlitt. Er sei in einem pazifistischen Geist mit dem Leitwort „Nie wieder Krieg“ groß geworden, berichtete der 50-Jährige und bedauerte zutiefst, dass es nun zu solchen Konfrontationen gekommen ist. Er forderte dazu auf, „die Fahnen einzurollen, miteinander zu sprechen, damit ein Dialog zustande kommt“.
Die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands ist nach Worten des Schauspielers ein geschichtliches Ereignis von unschätzbarem Wert, „eine einmalige Geschichte“. Überhaupt müsse man sich immer wieder bewusst machen, welches Glück man in Mitteleuropa erlebe, habe es doch in den vergangenen 70 Jahren keine kriegerischen Auseinandersetzungen gegeben. Ganz still wurde es im Saal als er von einem Erlebnis aus einer der größten Krisenregionen der Welt erzählte, dem Nahen Osten. Jan Josef Liefers hat dort zwei Familien kennen gelernt, die ein schlimmes Schicksal miteinander verbindet. Der Sohn der palästinensischen Seite ist bei einem Selbstmordattentat gestorben, bei dem auch die streng gläubige Tochter der israelischen Seite ihr Leben verlor. „Beide Familien haben den Kontakt zueinander gesucht und gefunden, allerdings nicht den Sinn des Todes ihrer Kinder“.
Dass jeder Mensch eine Seele hat, ist für den vierfachen Vater eine Gewissheit, die er vor allem im Zusammenhang mit pathologischen Untersuchungen gewonnen hat. „Ob der Verstorbene nett war, ein Choleriker oder die Ruhe selbst, das hat ihn doch ausgemacht“, hob Jan Josef Liefers hervor. Nach solchen ernsthaften Passagen ging er auch gern ins amüsante Plaudern über und erzählte von den Dreharbeiten zu den Tatort-Krimis. Die haben ihn durchaus schon ins Westmünsterland, genauer gesagt, nach Billerbeck geführt. Doch die meisten Aufnahmen entstehen in Gegenden um Köln, „die dem Münsterland ähneln“. Das werde allerdings bei dem Tatort, der Ende Mai zu sehen ist, ein wenig anders sein. Da spiele Münster eine wichtige Rolle. Liefers hat, wie er berichtete, inzwischen selbst eine eigene Produktionsgesellschaft gegründet, um eigene Ideen unverfälscht umsetzen zu können.
Ob es denn bei all seinen vielfältigen Fähigkeiten auch Schwächen gebe, wollte Juliane Hielscher wissen. Er würde bei sich selbst nie ein Möbelstück bestellen, obwohl er Tischler gelernt habe, bekannte Liefers. Gleich nach dem Interview widmete er sich mit seiner Band wieder der Musik und als zum Schluss der Applaus nicht enden wollte, gab die Band gerne eine Zugabe. Später am Abend mischte sich Jan Josef Liefers unter die Gästeschar im Foyer, gab Autogramme und stellte sich den Fragen von Besuchern. „Auf Wiedersehen“, so hieß es in einem der Songs von Radio Doria.
