Liquidität erhalten und sichern in Zeiten niedriger Erlöse für Milch und Schweine“. So lautete der Titel des Vortrags von Bernhard Gründken anlässlich des UnternehmerForums Agrar, zu dem die VR-Bank Westmünsterland in ihre KompetenzCentren in Borken und Coesfeld eingeladen hatte. Der Referent für Einkommens- und Vermögenssicherung bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hielt zu Beginn einen Rückblick auf die Ergebnislage der vergangenen Jahre und machte deutlich, dass Erlösschwankungen auch früher schon zu verzeichnen waren. Grundsätzlich, dass heißt im Schnitt mehrerer Jahre, passen die Preise. Die aktuelle Situation sei vor allem durch Liquiditätsengpässe vieler Betriebe gekennzeichnet. Die Landwirte stehen nach seinen Ausführungen finanziell unter Druck, weil den regelmäßigen Ausgaben wie zum Beispiel Zahlungen für Pacht und Kapitaldienst, erhebliche Einbrüche bei den Erlösen gegenüberstehen. Die Erzeugerpreise für Milch sind ebenso drastisch gesunken wie die Ferkel- und Mastschweinepreise. Außerordentliche Ausgaben, wie zusätzliche Steuerforderungen oder geleistete Superabgabe bei den Milchviehbetrieben, verschärfen die Situation.
Von den wirtschaftlichen Engpässen sind nach Aussage von Gründken oftmals stark gewachsene Betriebe betroffen oder solche, die mit schlechten Leistungen eigentlich nur bei überdurchschnittlichen Erlösen überleben. In Schwierigkeiten geraten vor allem auch Höfe mit besonderen Bedingungen, wie z.B. reine Pachtbetriebe. Hubert Pels, VR-Bank-Firmenkundenberater Landwirtschaft verdeutlichte, dass der Agrarsektor Zyklen von Hoch- und Niedrigphasen unterliege, die momentane Lage sei bei allen Schwierigkeiten grundsätzlich aber durchaus beherrschbar.
Um die Probleme anzugehen, empfahl der Referent den Landwirten, sich zunächst einen genauen Überblick zur finanziellen Lage mit den bereits aufgelaufenen kurzfristigen Verbindlichkeiten und den weiteren Erlösausfällen zu verschaffen. In einem weiteren Schritt müsse es dann darum gehen, gemeinsam mit der Bank zu agieren, die Höhe der Kreditlinien ebenso zu überprüfen wie auch gegebenenfalls eine Umfinanzierung über Liquiditätsdarlehen.
EU und Bundesregierung wollen die in finanzielle Not geratenen landwirtschaftlichen Betriebe unterstützen. Dazu wird derzeit ein Zuschussprogramm aufgelegt. Nach dem derzeitigen Informationsstand können diese Beihilfen von den Landwirten selbst bei der BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) beantragt werden. Der Zuschuss ist an die Aufnahme eines Liquiditätshilfekredites gebunden. Für die Laufzeit dieser Kredite sind vier bis sechs Jahre vorgegeben. Wegen der kurzen Antragsfrist bis spätestens 18.12.2015 wird allen in Frage kommenden Landwirten empfohlen, sich kurzfristig an die Bank zu wenden. Der Referent der Landwirtschaftskammer betonte, dass das Ziel aktuell darin bestehe, mit Hilfe zusätzlicher Mittel den aktuellen Liquiditätsengpass zu überstehen, um handlungsfähig zu bleiben. Langfristig hilft nur die Bildung entsprechender finanzieller Rücklagen, sobald die Preissituation sich wieder verbessert hat.