Eine Alternative, die sich im Kreis Unna bereits bewährt, ist die betrieblich unterstützte Großtagespflege. Dieses Modell hat Katja Sträde einem Kreis von Unternehmen vorgestellt, die ihre familienfreundliche Personalpolitik systematisch weiterentwickeln wollen. Eingeladen
hatten die wfc und die WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken mbH, die mit der Workshop-Reihe gemeinsam die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im westlichen
Münsterland fördern.
Bei der Kindertagespflege, erklärte Sträde, betreue üblicherweise eine Tagesmutter oder ein Tagesvater in familiärem Rahmen bis zu fünf Kinder. Mit dem Konzept der betrieblich unterstützten Großtagespflege lasse sich der Kreis erweitern: Bis zu neun Kinder werden von drei Kräften betreut, und zwar in der Regel in Räumen, die vom Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. „Bei dem Modell der Großtagespflege sind die Anforderungen zwar nicht so hoch wie bei einer betrieblichen Kita, doch müssen auch hier Standards erfüllt und entsprechende Kosten getragen werden“, erklärte Sträde und zählte beispielhaft einige Punkte auf: Schlafraum mit Bett für jedes Kind, Wickelbereich und, meist die größte Investition, eine Funktionsküche.
Wichtig sei es, bei der Vorbereitung des Projektes die Ämter mit ins Boot zu holen. „Je früher, umso besser“, betonte Katja Sträde. Demnach prüft das Jugendamt die Qualifikation des Personals, die Qualität des pädagogischen Konzeptes und die Größe der Räume, bevor es eine Pflegeerlaubnis ausstellt. Das Gesundheitsamt überzeugt sich vom Hygieneplan und das Bauordnungsamt entscheidet über den Antrag zur Nutzungsänderung der jeweiligen Immobile. Doch sieht Sträde im Kreis Unna, dass sich die Investition an Zeit und Geld für viele Unternehmen lohne, weil das Modell der Großtagespflege eine schnellere Rückkehr aus der Elternzeit ermögliche und ein wertvolles Element sei für das Employer Branding, also für die Entwicklung der Arbeitgebermarke: Es steigere die Mitarbeitermotivation und könne Fachkräfte vom Unternehmen überzeugen.
„Das Argument der räumlichen Nähe, also das Gefühl, im Bedarfsfall mal eben zum Kind gehen zu können, ist für viele Eltern sehr wichtig“, berichtete sie. Bestätigt wurden dieser
Aspekt und viele weitere Punkte des Vortrages von einem Unternehmen aus dem Münsterland, das bereits Erfahrungen mit der Großtagespflege gesammelt hat: Gisela Hoffschlag berichtete für die in Vreden ansässige Ventana Deutschland GmbH & Co. KG über das Betreuungsangebot „Glücksfabrik“.