Konzert mit blindem Pianisten

Benefizkonzert in Stadtlohner Gymnasium

27.10.2016

Benefizkonzert mit blindem Pianisten Anton Belousov in Stadtlohn
Anton Belousov

Stadtlohn. Ein besonderes Benefizkonzert erwartet die Besucher am Samstag, 12. November, um 18 Uhr im Geschwister-Scholl-Gymnasium von Stadtlohn. Zu Gast sein wird der Pianist Anton Belousov, der seit seiner Geburt erblindet ist. Schon als Vierjähriger beharrte er darauf, Klavier zu spielen und dank des Meisterpianisten Vitaly Popov sollte es ihm auch später gelingen, einen Hochschulabschluss in Kunst, Musik, Theater und Malerei absolvieren zu können. Bei seinem Auftritt in Stadtlohn wird er unter anderem Werke von Franz Liszt und Frédéric Chopin spielen.

Da das Konzert vollkommen durch Dritte finanziert wird, kommen alle Eintrittsgelder wohltätigen Zwecken zugute. Zu 80 Prozent gehen die Einnahmen an den neu gegründeten Förderverein des Krankenhauses „Verein Freundeskreis Stiftung Maria-Hilf e.V.“  und zu 20 Prozent an den Künstler zum Kauf von Blindennoten. Die Zuhörer unterstützen somit die Weiterentwicklung des Fördervereins und helfen auch dem Musiker.

Der Vorverkauf hat begonnen. Karten sind in der VR-Bank, dem Bürgerbüro der Stadt Stadtlohn und dem Krankenhaus Maria-Hilf erhältlich.

Interview mit Anton Belousov:

Was hat Ihr Interesse am Klavierspiel geweckt?
Schon als kleines Kind war es mein größter Wunsch, ein Instrument zu spielen und Musik zu machen. Ich habe immer mit Begeisterung Klaviermusik gehört und viel gesungen. Daher habe ich meine Mutter immer und immer wieder darum gebeten, mich bei einer Musikschule anzumelden. Es war wegen meiner Blindheit schwierig, aber ich habe nicht aufgehört, darum zu fragen, wie ein Kind, was unbedingt Süßigkeiten möchte, bis sie eines Tages aufgehört hat, es mir ausreden zu wollen. Meine Mutter hat gemerkt, dass ich es wirklich wollte und hat begonnen, sich für mich einzusetzen und hat es geschafft, dass ich in der Musikschule unserer Stadt angenommen wurde, was nicht leicht war. Inklusion gab es zu dieser Zeit in unserer Musikschule nicht und es gab nur einen Lehrer, der sich bereit erklärte, mich zu unterrichten und das war Professor Vitaly Popov, der selber Meisterpianist war.

Wie haben Sie das Klavierspiel erlernt?
Am Anfang habe ich Klavier spielen nur über mein Gehör erlernt. Mein Lehrer entwickelte eine bestimmte Technik und gab sich unendlich viel Mühe. Er spielte selber alle Stücke, die ich lernen sollte auf einen Kassettenrecorder auf - und das waren sehr viele Stücke. Im Unterricht erwies mir gegenüber unglaubliche Geduld, zeigte aber auch gute Strenge und führte mir die Hand. Zu Hause hörte ich mir dann die Stücke immer wieder an und übte alles so, wie er es mir im Unterricht beigebracht hatte. Erst als ich die Blindenschrift - die so genannte Brailleschrift - erlernt hatte, konnte ich mit ihm ohne die Hilfe eines Kassettenrecorders beginnen, Klavier zu studieren und zu üben. 

Welcher Techniken bedienen Sie sich heute als Pianist?
Ich benutze dieselben Techniken wie andere Pianisten, die nicht blind sind. Ich habe niemals mit einfacheren Noten gespielt. Ich meine damit, dass die Stücke niemals für mich vereinfacht umgeschrieben worden sind. Ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich. Mein Problem ist, dass ich im Erlernen bestimmter Klavierspieltechniken durch meine Behinderung langsamer bin als Pianisten ohne Blindheit. Ich brauche manchmal mehr Zeit zum Erlernen sehr schwieriger Stücke und deren Technik. Das ärgert mich natürlich und dann übe ich noch mehr. Und es ist für mich immer noch nicht ganz einfach alle Stücke in Brailleschrift zu erhalten.

Welche Musikschule oder Musikakademie haben Sie bereits besucht und besuchen Sue aktuell?
1997 begann ich an der Musikschule in Ryazan, meiner Heimat, mit dem Klavierspiel. 2009 graduierte ich dort von der Musikschule Ryazan zum Musik College in Ryazan benannt nach G.&A Pirogov und durfte weiter in der Klavierklasse von Prof. Vitaly Popov studieren. In 2013 graduierte ich auch dort und schaffte den Sprung nach Moskau ins „RSSAA“ –„The Russian State Specialized Academy of Arts“. Eine weltberühmte Institution, wo Menschen mit Behinderungen einen Hochschulabschluss unter anderem in Musik machen können. Dort studiere ich derzeit in der Klavierklasse von Prof. Antonova.

Sind Sie schon häufiger in Deutschland aufgetreten?
In 2013 bin ich erstmals im Münsterland aufgetreten, in der Kirche von Alstätte. Das Konzert in Alstätte war ein fantastisches Konzert. Ich denke immer noch sehr gerne daran zurück. Es gab dort eine ganz besondere Atmosphäre. Ich liebe es sehr, in einer Kirche zu spielen. Man kann dort nur ergebenst spielen. Der Kontakt kam durch die Kulturmanagerin Xenia Lorenz zustande, die auch dieses Konzert organisiert. Ich habe sie Ende 2012 in Ryazan beim Deutsch- Russischen Freundschaftsjahr während eines gemeinsamen deutsch-russischen Kulturprojektes kennen gelernt. Sie ist eine sehr engagierte Kulturmanagerin. Von ihr kommt das Motto des jetzigen Konzertes „Krankheit kennt keine Grenzen - Musik auch nicht“. Außerdem habe ich Konzerte in Holland, Ungarn, Türkei und Litauen gegeben sowie an diversen Wettbewerben teilgenommen.