VR-Bank: EZB-Niedrigzins bedroht Altersvorsorge und frisst regionale Kaufkraft

Steigende Inflation und Nullzinsniveau sind eine gefährliche Mischung

13.01.2017

Velen. „Die aktuell auf fast zwei Prozent gestiegene Inflation zeigt überdeutlich: Die EZB-Nullzinspolitik ist nichts Abstraktes, das uns in der Region nicht zu interessieren braucht. Vielmehr ist sie harte Realität: Das Aufeinandertreffen von steigender Inflation und Nullzins ist eine gefährliche Mischung!“

Deutliche Worte zur aktuellen europäischen Geldpolitik fand Dr. Wolfgang Baecker, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Westmünsterland, im Rahmen des diesjährigen Pressegesprächs seiner Bank in Velen: „Als Genossenschaftsbank vertreten wir die Interessen unserer Mitglieder und Kunden und nennen deshalb die Dinge beim Namen: Jeder Kunde verliert aktuell auf seinem Sparbuch jeden Tag Geld, weil die Inflation sein Geld entwertet und es für ihn keinen Ausgleich über den Zins gibt. Der Sparer verliert, während die verschuldeten Staaten profitieren.“

Der Bankvorstand nennt konkrete Beispiele: „Wenn Sie für Ihre Altersvorsorge heute beispielsweise 10.000 Euro für zehn Jahre im aktuellen Nullzinsumfeld anlegen, erhalten Sie bei Fälligkeit der Einlage diese 10.000 Euro zurück. Aber real ist dieser Betrag auf Basis der aktuellen Zahlen wegen der Geldentwertung dann nur noch ca. 8.400 Euro wert. Sie verlieren also 1.600 Euro an Kaufkraft, jedes Jahr 160 Euro.“

Berthold te Vrügt
Berthold te Vrügt

Sein Vorstandskollege Berthold te Vrügt ergänzt: „Wir haben das für unser Geschäftsgebiet hochgerechnet: Jedes Jahr verlieren die Einlagen der Menschen in unserem Geschäftsgebiet bei den aktuellen Rahmenbedingungen über 80 Millionen Euro an Kaufkraft, als Folge der aktuellen Geldpolitik. Diese Zahl zeigt, dass es hier nicht um theoretische Diskussionen geht, sondern auch um den Wohlstand in der Region. Denn betroffen ist neben der Altersvorsorge der Menschen natürlich auch die regionale Wirtschaft, da diese 80 Millionen ja nicht mehr ausgegeben werden können.“

Auch wenn die Bankvorstände damit sehr deutlich ein Ende der Nullzinspolitik fordern, nimmt Baecker die EZB durchaus in Schutz: „Die EZB ist mittlerweile so eng mit der Politik verwoben, dass ihr das geforderte unabhängige Handeln schwer fällt. Sie hat lange Zeit das Nichthandeln der europäischen Regierungen im Hinblick auf notwendige Strukturpolitik alimentiert. Das muss aber jetzt ein Ende haben.“

Seinen Kunden rät der Vorstandsvorsitzende, auch stärker auf Aktien zu setzen: „Inflation bedeutet ja Entwertung von Geldwerten. Wenn man aber auf Sachwerte, wie Aktien, setzt, ist man davor geschützt. Selbst bei einer Seitwärtsbewegung bei den Kursen hätten Aktionäre also aktuell einen Grundvorteil in Höhe der Inflationsrate von fast zwei Prozent.“ Er empfiehlt den deutschen Anlegern einen Blick nach Nordeuropa: „Die Finnen legen längst ca. 30 Prozent ihres Geldvermögens in Aktien an, mehr als das Vierfache gegenüber den Deutschen. Da kann man die Geldpolitik der EZB gelassener verfolgen.“

Diese Zusammenhänge rund um das Thema Geldanlage zeigt die VR-Bank aktuell im Rahmen einer Ausstellung „Finanzanlagen begreifen“ auf, die derzeit in Borken und anschließend im gesamten Geschäftsgebiet der Bank präsentiert wird. Baecker sieht die VR-Bank hier in der Pflicht: „Da investieren wir gewissermaßen in unseren genossenschaftlichen Bildungsauftrag: Wer durch diese Ausstellung gegangen ist, die die abstrakten Geldthemen im wahrsten Sinn des Wortes greifbar macht, weiß, was er zu tun hat!“