Münster. Wir packen die Dinge selber an und wir werden Änderungen umsetzen, damit wir weiterhin eine starke Landwirtschaft haben können.“ Das sagte Johannes Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), anlässlich der Eröffnung der diesjährigen Agrar-Unternehmertage beim Westfälischen Abend in Münster. Wie bereits 2015 kamen auch bei der Neuauflage Mitte Februar wieder mehr als 32.000 Bauern, Berater, Fachleute aus den vor und nachgelagerten Bereichen der Agrarbranche, aus Forschung und Bildung zusammen, um über spannende Themen und innovative Verbesserungen zu diskutieren.
Das reichte vom Dauerbrenner Nr. 1, den Bestrebungen um mehr Tierwohl, über die Düngeverordnung und den Gewässerschutz bis hin zu im sog. Precision Farming: Diese Präzisionslandwirtschaft macht sich beispielsweise den Einsatz von Drohnen zunutze, um Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu verringern, die Umwelt zu schützen und trotzdem bessere Erträge zu erwirtschaften. Die Digitalisierung der Landwirtschaft durchdringt mittlerweile alle Bereiche: Der Trend geht zum papierlosen Agrarbüro mit ‚Belegesafe‘. Per App können Futter oder Betriebsmittel übers Tablet oder Smartphone direkt aus dem Stall heraus bestellt werden.
Röring hob hervor, dass die Erwartungen von Gesellschaft und Politik die Branche nicht kalt lassen. Angesichts enorm gewachsener Anforderungen an die Erzeugung von Lebensmitteln
bräuchten die Bauern neue Anregungen. Dazu biete die Messe in Münster zahlreiche praktikable Ansätze. Veränderungen verschlössen sich die Bauern nicht. Manche Kritik sei berechtigt, und die Branche sei gehalten, genauer und selbstkritischer auf die Schwachstellen zu blicken und sie anzugehen. Aber eine pauschale Kritik an der heutigen Landwirtschaft entbehre jeder Grundlage: Viele Betriebe kämen durch die zum Teil überzogenen und wenig faktenorientierten Erwartungen in Existenznot; ein neues Höfesterben der größtenteils familienbetriebenen Landwirtschaft werde damit vorprogrammiert, warnte Röring.
Die Agrar-Unternehmertage waren angesichts der Wahlen in Bund und Land so politisch wie selten zuvor. In vielen Gesprächen und Diskussionsrunden an den Ausstellungsständen, in den mehr als 70 Vorträgen und in weiteren Fachveranstaltungen im Umfeld der Messe spielten die Rahmenbedingungen für die Agrarproduktion eine große Rolle. Drangvolle Enge herrschte auch in dem Saal, in dem NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel mit dem Junglandwirt Christoph Selhorst und der Landjugendvorsitzenden Nina Sehnke, dem NABU-Vorsitzenden Josef Tumbrink und dem Landtagsabgeordneten Henning Höne über die Perspektiven für junge Landwirte und die „Landwirtschaft 2030“ diskutierte.
Auch die verschiedenen Finanzforen, das WLV-Milchforum und die Tagungen zur Schweinehaltung zogen etliche Fachbesucher an. Die Stimmung war dabei ungeachtet der vielfach schwierigen Lage der Bauern recht gut und auf Zukunft ausgerichtet. Hans-Dieter Lucas, Geschäftsführer des Messeveranstalters European Green Exhibitions GmbH aus Berlin (E.G.E.) meinte: „Wir haben auch in diesem Jahr den enormen Zuspruch der Landwirte für diese Messe in für die Branche schwierigen Zeiten wieder erreicht.“