Westmünsterland. Die Kuh verschickt eine SMS, wenn sie kalbt. Der Mähdrescher fährt steht eigenständig per Mobilfunk mit dem Laster in Verbindung, der die Getreidekörner abtransportiert, wenn der Behälter voll ist: Da sind nur zwei Beispiele aus dem digitalen Alltag der Landwirtschaft. Jeder zweite Betrieb nutzt laut Digitalverband Bitkom inzwischen datenbasierte Anwendungen. Angesichts der Veränderungen in der Landwirtschaft standen die beiden Agrarforen der VR-Bank Westmünsterland in Borken und Coesfeld ganz im Zeichen der fortschreitenden Technologisierung auf den Höfen der Region. Hubert Pels und Gerd Emrich, Firmenkundenberater des Geldinstituts für den Agrarbereich, nannten noch eine weitere Zahl, die den rasanten Wandel veranschaulicht: Bereits 39 Prozent der Landwirte nutzen auf dem Acker Maschinen, die digital gesteuert den Boden bearbeiten sowie Pflanzen pflegen und ernten.
Digitale Angebote für Landwirte
Bei den Agrarforen der VR-Bank Westmünsterland zeigten Fachleute Chancen und Herausforderungen auf
03.11.2017

Schenkt man den Versprechen führender Unternehmen aus der Landtechnik und dem Pflanzenschutz Glauben, können die Betriebe mit einem „Smart Farming“ ihre Ergebnisse noch deutlich verbessern, erläuterten Sophia Kellner und Dr. Heiner Stiens von der Firma Land24 aus Telgte. Laut Angaben der Konzerne lassen sich mit optimierten Wetter-, Boden- und Technikdaten Erträge um 20 Prozent steigern und im gleichen Umfang Kosten senken. Doch bei der Bewertung der Zahlen müsse man bedenken, dass es sich um Marketingstrategien der Unternehmen handele. Zu hinterfragen ist aus Sicht der Fachleute ferner, ob Landwirte diese Datenflut überhaupt haben wollen und sie bewältigen können. Ob die Bauernhöfe, vor allem kleinere Betriebe, in der Lage sind, die gesamten Kosten zu tragen, stelle ein weiteres Problem dar, so die Experten. Und man müsse auch darüber nachdenken, inwieweit im ausreichenden Maß für Datenschutz und Datensicherheit gesorgt sei. Für Stiens und Kellner ist BigData, wie großen Konzerne sie anstreben, derzeit noch in großen Teilen Zukunftsmusik.

Die beiden Agrarexperten nutzten zugleich die Gelegenheit, um auf die Angebote von r@iffeisen.com hinzuweisen, ein Portal von fünf Agrargenossenschaften und das größte im landwirtschaftlichen Bereich. Rund 60.000 Besucher zählen die verschiedenen Websites pro Tag, zu denen „Land24“, „Pferd24“ und „landimmo“ gehören. Das Portal biete ferner ein App-System an, das ganz konkret auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden könne. Hilfreich sei es beispielsweise für Futtermittelbestellungen, bei denen die Landwirte laut aktuellen Bewertungen den großen Vorteil sehen, dass sie sie schnell und zu jeder Zeit abgewickelt können. „Es entstehen keine langen Wartezeiten mehr am Telefon“. Da man das Handy benutze, könne der Landwirt die Ware auch von unterwegs aus ordern. Die Apps seien im Übrigen auch bei der Mengenkalkulation und der gesamten Kaufabwicklung nützlich, berichteten die Referenten. Statistischen Zahlen zufolge haben inzwischen 85 Prozent aller Landwirte ein Smartphone.
Anwendungen und Lösungen zum Umgang mit der Fülle an Dokumenten, die im Zuge von Betriebsabläufen und -organisation entstehen, zeigte während der Agrarforen Johannes Kettelake von der Firma H+K Consulting aus Dülmen auf. Er informierte die Landwirte über Pflicht, Rechnungen über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren aufzubewahren. Der Fachmann erläuterte Archivierungssysteme und sprach über elektronische Bankauszüge.
Kettelake appellierte an die Landwirte, beim digitalen Wandel mit dabei zu sein und die bevorstehenden Herausforderungen als Chance zu nutzen.
