Absatzmarkt Asien wird immer wichtiger

VR-Bank Westmünsterland lud Unternehmen aus den Kreisen Borken und Coesfeld zum landesweiten Wirtschaftstag nach Bochum ein

06.11.2018

Bochum/Westmünsterland. Eine spannende Reise auf die Wachstumsmärkte Asiens unternahmen rund 2.000 Unternehmerinnen und Unternehmer während des Wirtschaftstages 2018 der Genossenschaftsbanken in Rheinland und Westfalen. Mitveranstalter war die VR-Bank Westmünsterland. Sie hatte mittelständische Kunden aus den Kreisen Borken und Coesfeld hierzu nach Bochum in den RuhrCongress eingeladen. Carsten Menzel, Bereichsdirektor Firmenkunden: „Für unser Beraterteam ist der  Wirtschaftstag eine gute Möglichkeit, mit unseren Firmenkunden im Gespräch zu bleiben und gemeinsam mit ihnen neue Impulse und Fakten von Referentinnen und Referenten aus Wirtschaft und Politik zu erhalten. Der Fokus auf Asien war hoch interessant und zudem topaktuell.“

Der Vorstandsvorsitzende des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen, Ralf W. Barkey, betonte in seiner Begrüßung: „Asien hat sich in den zurückliegenden Jahren zweifelsohne zu einer der dynamischsten und pulsierendsten Regionen der Welt entwickelt. Vor allem China ist zu einer der einflussreichsten Weltmächte aufgestiegen.“ Hier hätten sich für mittelständische Unternehmen viele neue Marktchancen entwickelt. Als ein Beispiel nannte er die neue Seidenstraße „One Belt, One Road“, die auf neuen Handelswegen Asien, Afrika und Europa verbindet. Knapp 60 Länder engagierten sich bereits für das fast eine Billion Dollar teure Mammut-Projekt.

VR-Bank Westmünsterland besuchte mit Firmenkunden auf dem Wirtschaftstag in Bochum
Treffen in Bochum: Beim Wirtschaftstag 2018 tauschte sich Carsten Menzel, Bereichsdirektor Firmenkunden (vorne 2.v.r.) der VR-Bank Westmünsterland, mit Unternehmern aus der Region aus.

Unter der Moderation der Journalisten Judith Rakers und Peter Großmann diskutierten und informierten prominente Referentinnen und Referenten mit Asienerfahrung. Klaus G. Borig (DZ Bank Singapur), Dr. Andreas Hettich (Hettich Holding), Dr. Harald Schützeichel (Solar Connect eG) und Marko Walde (AHK Vietnam) berichteten über ihre unternehmerischen Erfahrungen vor Ort, Robert Hetkämper, der ehemalige Leiter des ARD-Studios Singapur, erzählte aus seinem Journalistenalltag in Asien. Die Rechtsexpertin Sabine Stricker-Kellerer erläuterte die rechtlichen Herausforderungen für deutsche Unternehmen in China – von Marktzugängen über Vertragsrecht und Investitionen bis hin zur Regulatorik.

„Verträge sind das A und O. Ohne sie wird nicht einmal ein Nagel verkauft“, berichtet Jens Wensing, Geschäftsführender Gesellschafter der Günther Wensing GmbH & Co. aus eigener Erfahrung. Das Stadtlohner Unternehmen ist als Sondermaschinenbauer bereits seit 2009 in China aktiv. Sein Tipp: Wer erfolgreich in China tätig sein will, muss sich umfassend informieren. „Dazu gehören nicht nur Gebräuche und Sitten, sondern auch Hintergrundwissen über Land und Leute.“ Die Unterschiede zwischen Nord und Süd seien enorm. „Die Erfahrungen aus China auf Vietnam, Japan, Korea oder Malaysia übertragen zu wollen, wird aber mit 100-prozentiger Sicherheit danebengehen. Das wäre, als wenn ein Amerikaner Deutsche mit Südeuropäern oder Russen gleichsetzt.“

Für den Erfolg in China hält er ein gewisses Maß an Demut für wichtig. Man sollte sich auf keinen Fall als Heilsbringer sehen, sondern als Partner. Auch wenn chinesisch schwierig
zu lernen ist, empfiehlt er, sich einige Wörter einzuprägen. „Der Eindruck, den ein Ausländer hinterlässt, der auch nur zwei Worte spricht, ist mit Gold nicht aufzuwiegen“, sagt Wensing. Und Vorurteile sollten Geschäftsleute am besten zu Hause lassen. Wer ein Geschäft abschließen möchte, muss Geduld mitbringen und Vertrauen schaffen. Und noch ein ganz zentraler Tipp: Ohne einen Landsmann auf der eigenen Seite, wie einen Übersetzer, Partner oder Agenten, geht nichts. Man sollte auf keinen Fall dem Übersetzer des Geschäftspartners vertrauen, sondern zu Gesprächen einen eigenen mitbringen.

Wie wichtig der richtige Umgang mit chinesischen Gesprächspartnern ist, war auch beim Wirtschaftstag in Bochum ein zentrales Thema. Denn wer Umgangsformen nicht kennt, läuft Gefahr, in Fettnäpfchen zu treten. Über ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit Chinesinnen und Chinesen auf dem Land und in der Stadt sprachen beim Wirtschaftstag am Nachmittag in einer spannenden Talkrunde die ehemalige Fechterin und Olympiasiegerin Britta Heidemann, die Schauspielerin Minh-Khai Phan-Thi sowie die Fernsehköchin Sarah Wiener.

MdB Gregor Gysi (Die Linke) setzte zum Abschluss des Wirtschaftstages in Bochum einen pointierten Akzent. Angekündigt wurde der Linkspolitiker von Moderator Peter Großmann als
„streitbarer Geist“. Dem gerecht werdend setzte sich Gysi mit dem aktuellen politischen Geschehen in Deutschland, Amerika und Asien auseinander. Er zeichnete das Bild der alleinerziehenden Kassiererin, für die Politik unübersichtlich zu sein scheint, und betonte, dass die Zeit der ewigen Kanzler in Deutschland aufgrund der neuen Vielparteienlandschaft in den Parlamenten vergangen sei.

Mit Trommelwirbel und viel Applaus endete der 16. Wirtschaftstag, der gute Einblicke in das aktuelle, gesellschaftliche und kulturelle Zeitgeschehen in Asien und in das Leben und Arbeiten zwischen den Kulturen ermöglichte.