Den Stab erfolgreich weitergeben

Viele Unternehmer suchen händeringend einen Nachfolger. Die VR-Bank begleitet Übergaben

16.11.2020

Borken. Wie eine Unternehmensnachfolge erfolgreich abläuft, zeigt das Beispiel des Zahnärztezentrums Borken und Oeding. Daniel Bonnen übernahm den Großteil der Anteile von Dr. Jan-Christoph Künstler im Oktober 2018. Die beiden kennen sich bereits seit 2013, als Bonnen zwei Jahre als Assistenzarzt in der Praxis von Dr. Künstler arbeitete. „Ich habe Daniel Bonnen als vorbildlichen Assistenzart kennengelernt, der selbstständig denkt und immer hilfsbereit war“, blickt Künstler zurück. Dass die beiden miteinander können, war schnell klar: „Die Chemie hat von Anfang an gestimmt. Unser erstes Gespräch dauerte gleich drei Stunden“, erzählt Bonnen. Ideale Voraussetzungen für eine Übergabe: „Hier wurde langfristig Vertrauen aufgebaut und eine gute Grundlage für eine Nachfolge geschaffen“, sagt Marc Adler, Experte für Unternehmensnachfolge bei der VR-Bank Westmünsterland.

Nach weiteren Stationen in Süddeutschland führte der Weg von Bonnen zurück in die Praxis nach Borken. Dr. Künstler war 2017 auf der Suche nach einem Nachfolger. Das passte gut: „Denn für mich war klar, dass ich nicht dauerhaft als angestellter Zahnarzt arbeiten wollte. Mein Vater und mein Großvater waren selbstständig. Ich bin mit unternehmerischem Denken groß geworden.“ Der Übergabeprozess im Jahr 2018 ging ohne große Konflikte vonstatten. „Ein Steuerberater und Wirtschaftsprüfer begleitete gemeinsam mit der VR-Bank die Übergabe“, blickt Künstler zurück. Die VR-Bank hat dazu ein passendes Finanzierungskonzept entwickelt.

Gelungene Übergabe: Die Mehrheit der Anteile ging beim Zahnärztezentrum Borken von Dr. Jan-Christoph Künstler (r.) an Daniel Bonnen über. Nach wie vor beteiligt ist Dr. Birgit Ebbing (Foto: Zahnarztzentrum Borken und Oeding).
Marc Adler, VR-Bank Westmünsterland

Zwischen dem 68-jährigen Künstler und seinem 33-jährigen Nachfolger herrscht ein vertrauensvolles Verhältnis: „Meine zweite Tochter ist so alt wie Daniel Bonnen. Es ist schon so etwas wie eine Vater-Sohn-Beziehung“, erklärt Künstler. Und dass er nach der Übergabe weiter als angestellter Zahnarzt in der Praxis arbeitet, ist kein Nachteil: „Viele Stammpatienten legen Wert auf ihren vertrauten Zahnarzt. Das ist in einer Übergangsphase wichtig“, betont Künstler. Er will sich aber in ein bis zwei Jahren zurückziehen. „Es ist ein Glücksfall, wenn eine Übergabe vertrauensvoll und harmonisch abläuft“, sagt Marc Adler von der VR-Bank.

227.000 Inhaber suchen Nachfolger

Denn nicht immer gelingt die Übergabe eines Unternehmens so reibungslos. Häufig fehlt schlicht und ergreifend ein Nachfolger. Die KFW-Bankengruppe geht davon aus, dass rund 227.000 Inhaber im Mittelstand bis Ende 2020 einen Nachfolger suchen. 31.000 Unternehmerinnen und Unternehmer im Münsterland haben in den kommenden Jahren einen akuten Handlungsbedarf, weil sie älter als 55 Jahre sind. 

Guido Blopck, VR-Bank Westmünsterland

Seit Februar 2019 hat sich die VR-Bank auf diese Herausforderung noch besser eingestellt. Mit Guido Block hat sie einen erfahrenen Experten zum Thema Nachfolgeberatung und Transaktionsfinanzierung ins Team geholt. Guido Block verfügt über umfangreiches Know-how im Bereich der Unternehmensnachfolge und hat bei seinen früheren Tätigkeiten innerhalb der DZ-Bank-Gruppe diverse Unternehmenstransaktionen aktiv begleitet. Er begleitet sowohl Unternehmen, die in die Hände eines Nachfolgers übergeben werden sollen, als auch potenzielle Nachfolger, die ein Unternehmen übernehmen wollen. Selbst komplexeste Übergabeprozesse werden für beide Seiten zielführend auf den Weg gebracht. So profitieren alle: Die Unternehmen, die Nachfolger und die Region, in der Unternehmen und viele Arbeitsplätze erhalten werden.

Das Grundproblem: Immer häufiger fehlt es an geeigneten Nachfolgern. Das liegt auch an der demografischen Entwicklung. Weniger Kinder in einer Gesellschaft bedeuten auch weniger potenzielle Nachfolger. Viele Unternehmerkinder möchten beruflich nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und gehen ihren eigenen Weg. Unternehmernachkommen gehen mit dem Thema Nachfolge heute flexibler um als noch die Generation ihrer Eltern. Der klassische Patriarch, der das Unternehmen allein führt, wird eher zum Auslaufmodell. Die Familienunternehmer von morgen sind Teamplayer, die kein Problem damit haben, die Firma zusammen mit angestellten Führungskräften oder weiteren Familienmitgliedern zu führen.

„Die Übergabe in der Familie war früher der vorgezeichnete Weg, doch das hat sich längst  verändert“, erklärt Guido Block. „Heute sind externe Lösungen viel häufiger.“ Für die Nachfolge steht heute eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung. „Welche Lösung passt, hängt entscheidend vom Ziel des Unternehmers ab, der eine Nachfolge sucht“, fügt Block hinzu. Wenn das Unternehmen am Ort bleiben und den eigenen Namen tragen soll, empfiehlt es sich einen Geschäftsführer einzubinden, beispielsweise im Rahmen eines Management-Buy-out. Dabei übernimmt das Management die Mehrheit des Unternehmens vom bisherigen Eigentümer. Wer dagegen den maximalen Ertrag erzielen möchte, wird sein Unternehmen eher an ein anderes Unternehmen oder einen Finanzinvestor verkaufen.

Nachfolge nicht auf die lange Bank schieben

„Eine klare Strategie macht sich bezahlt. Ein Übergeber muss für sich entscheiden, was aus seinem Unternehmen werden soll“, sagt Block. Und er sollte früh genug damit anfangen, sich über seine Nachfolge Gedanken zu machen. Die VR-Bank Westmünsterland begleitet Unternehmen bei der Unternehmensnachfolge umfassend. Dabei können sie das gesamte Netzwerk der genossenschaftlichen Verbundunternehmen nutzen und die Nachfolge aus einer Hand abwickeln. „Neben einer guten Strategie und klaren Prozessen ist auch die Finanzierung ein zentraler Bestandteil. Viele Übernahmen scheitern gerade an der Finanzierung“, berichtet Block, „hier ist entscheidend, eine ausgewogene Finanzierungsstruktur mit den passenden Finanzierungsbausteinen zu erarbeiten, die abgestimmt ist auf die operativen Finanzierungserfordernisse des Unternehmens.“

Und wie hat sich die Coronapandemie auf den Markt für Unternehmensnachfolgen ausgewirkt? „Der Markt ist keinesfalls zusammengebrochen, auch wenn sich viele Übergabeprojekte aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit verzögern“, erklärt Block. Ein solides und krisenbewährtes Unternehmen mit einem funktionierenden Geschäftsmodell ist für potenzielle Nachfolger aber jetzt noch interessanter.