Die notwendigen Griffe sitzen

Liebfrauenschule bildet erstmalig Schüler zu Rettungshelfern aus

27.10.2021

Coesfeld. Mit gekonnten Griffen heben Elia und Kilian ihren Schulkameraden hoch. Leon liegt auf einer Schaufeltrage, als seien ihm zwei Rettungssanitäter nach einem Unfall zur Hilfe geeilt. Die beiden Schüler der Liebfrauenschule legen den vermeintlich Verletzten auf eine große Fahrtrage, wie man sie von Einsätzen des Rettungsdienstes kennt. So können sie ihren Schulfreund einfacher von einem Ort zum anderen bewegen.

Was die Schulklasse aktuell noch im Theorie- und  Praxisunterricht lernt, sollen sie schon bald in der Realität anwenden können. „Zum ersten Mal bilden wir einige Schüler zu Rettungshelfern aus“, erklärt Marco Muschner, stellvertretender Schulleiter. Nach Ende der
Ausbildung seien die Schüler dann dazu berechtigt, als Fahrer auf einem  Krankentransportwagen mitzufahren und den Sanitätern unterstützend zur Seite zu stehen.

Um die Unterrichtsinhalte möglichst realitätsnah gestalten zu können, hat die Schule bereits jede Menge Material angeschafft – von Defibrillatoren, Beatmungsgeräten und Vakuummatratzen bis hin zu Notfallrucksäcken und Übungspuppen. „Was uns aber noch fehlte, war eine Fahrtrage“, schildert Muschner. Diese hat die Liebfrauenschule nun vor kurzem erworben, die Elia, Kilian und Leon direkt in Beschlag genommen haben. Die Fahrtrage ist einige Jahre alt und stammt aus dem Rettungsdienst, „zum Üben erfüllt sie ihren Zweck aber sehr gut“, betont Muschner. Unterstützt wurde die Schule bei der Anschaffung von der Bildungsinitiative der VR-Bank Westmünsterland. „Wir spenden gerne für dieses Projekt, da es nachhaltig und auch für die Gesellschaft interessant und wichtig ist“, sagt Thomas Borgert von der VR-Bank.

Spende durch die VR-Bank Westmünsterland an die Liebfrauenschule
Elia Knobloch (v.r.) und Kilian Lind haben ihren Schulkameraden Leon Schroeder auf die neu angeschaffte Fahrtrage gehoben. Diese wird ab sofort bei der Ausbildung zum Rettungshelfer an der Liebfrauenschule eingesetzt, wie stellvertretender Schulleiter Marco Muschner (2.v.l.) erläutert. Möglich wurde die Anschaffung durch einen Zuschuss von der VR-Bank Westmünsterland, vertreten durch Thomas Borgert (Foto: AZ)

In 110 Stunden wird den Schülern – die sich für den Bereich Gesundheitswissenschaften entschieden haben – in dem Differenzierungsfach „Notfallmedizin“ das theoretische Wissen vermittelt. Dazu gehört auch der theoretische Teil, der außerhalb des Unterrichts stattfindet. „Die Begeisterung bei den Schülern für dieses Projekt ist groß“, resümiert Muschner bereits
jetzt, der selbst jahrelang als Rettungsassistent tätig war und den Unterricht durchführt.
Haben die Schüler alle Grundlagen gelernt, müssen sie eine Prüfung absolvieren. Ist diese erfolgreich bestanden, muss anschließend ein 80-stündiges Praktikum auf einer Rettungswache gemacht werden, um als Rettungshelfer eingesetzt werden zu können.

Dass sicherlich nicht jeder Schüler die gesamte Ausbildung bis zum Praktikum mitgeht, vermutet Marco Muschner, aber: „Die notwendigen Griffe sitzen. Und die Hemmschwelle, im Notfall zu helfen, ist auf jeden Fall geringer.“